Am Südhang 21
Zwischen 2005 und 2009 betrieb der Verein SOS-Menschenrechte (Linz) am Südhang 21 in Kirchschlag bei Linz ein Flüchtlings-wohnhaus. Groß war die Angst mancher Einheimischer vor den Fremden, nach einem ersten Informationsabend des Betreibers im Pfarrheim gingen die Wogen hoch, auch in den Medien. Öffentlich wurden mögliche Horrorszenarien diskutiert, Eltern hatten Angst um ihre Kinder, manche sprachen sogar von einer Wertminderung ihres Grundstücks.
Befürchtet wurde Schlimmes, passiert ist nichts.
Es gab aber auch einige Kirchschlager, die sich von Beginn an für die Flüchtlinge einsetzten und sich trotz der schlechten Stimmung in der Gemeinde nicht davon abhalten ließen, die Menschen am Südhang 21 zu besuchen und kennenzulernen. Sie versuchten, die Flüchtlinge im Ort zu integrieren, zu helfen, Ansprechpartner zu sein, Freund zu sein.
Dabei machten sie viele Erfahrungen: Missverständnisse und Enttäuschungen gehörten ebenso dazu wie Einladungen zu köstlichen Abendessen, spannende Geschichten aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen, herzliche Gespräche und Freundschaften, die immer noch bestehen.
Zwischen 2005 und 2009 verbrachten so viele Männer, Frauen, Familien und Kinder aus der ganzen Welt (Mongolei, Afghanistan, Georgien, Nigeria, Somalia, Tschetschenien, Ukraine…) einen Teil ihres Lebens in Kirchschlag. Jeder von ihnen hatte eine besondere Geschichte zu erzählen, die meisten davon waren traurig und beklemmend. Viele Flüchtlinge waren traumatisiert.
Flucht hinterlässt Spuren. Die Menschen am Südhang 21 haben viele im Ort berührt und für immer verändert.
In Memoriam Gagik, Armenien
Nichts stirbt, was in Erinnerung bleibt.
ADNAN und seine Familie
Adnan (r.) und Ajmani (l.) mit Aischa, Abdullah und Chadischat
Fluchtroute: Tschetschenien – Traiskirchen – Neukirchen am Großvenediger – Kirschbaum – Kirchschlag – Freistadt – Linz; seit 2004 in Österreich
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ASAD und seine Familie
Fluchtroute: Somalia – Saudi Arabien – Syrien – Türkei – Griechenland – Wien – Traiskirchen – Kirchschlag; seit Jänner 2007 in Österreich; Familie 2010 nach Österreich geholt
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MARHA und KAMILA
Fluchtroute: Tschetschenien – Traiskirchen – Geretsberg – Kirchschlag – Linz; seit 2004 in Österreich
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Fotos: © Karina Stockhammer