vom erzählen der dinge

Die Kirche zum Guten Hirten in Linz / Neue Heimat beherbergte vom 11. bis zum 18. Juni 2015 die Ausstellung

„vom erzählen der dinge – ENTWURZELUNG|VERZWEIFLUNG|NEUBEGINN“.

Neun Personen aus der Pfarre und ihrer Umgebung hatten sich bereit erklärt, ihre Familiengeschichten, die alle mit der Vertreibung der sogenannten „Volksdeutschen“ nach dem 2. Weltkrieg zu tun hatten, in persönlichen Gesprächen den AusstellungsintitiatorInnen anzuvertrauen. Die daraus entstandenen Berichte und Protokolle bildeten den Rahmen der Ausstellung.  Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen aber auch Gegenstände, die eine enge Beziehung zu den Flucht- und Vertreibungsgeschichten haben und von den Mitwirkenden für den Zeitraum der Ausstellung zur Verfügung gestellt wurden.
Teil des Konzeptes der Rauminstallation war die Öffnung  der Wochentagskapelle hin zum großen Kirchenraum.

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Pfarrer Franz Salcher öffnete die Kirche zum Guten Hirten für dieses Ausstellungsprojekt der KI Narrenschyff und begrüßte als „Gastgeber“ bei der Vernissage Publikum und Mitwirkende.

DSC_3964Der Sozialhistoriker Univ. Prof. Dr. Michael John (JKU LInz) zeichnete in seinem Fachreferat ein anschauliches und detailreiches Bild der Lebensbedingungen, die in den ersten Jahren nach dem Krieg in Oberösterreich und insbesondere in Linz herrschten. Die Flüchtlinge und Vertriebenen, die in Linz ankamen, die Befreiten aus den Konzentrations- und Arbeitslagern des NS-Regimes, befreite Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene und viele andere entwurzelte Menschen waren unterzubringen und zu versorgen, obwohl nach den grausamen Kriegsjahren auch hierzulande überall Zerstörung und Not herrschten.

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Walter Gschwandtner, einer der IntitiatorInnen des Projektes und Sprecher der KI Narrenschyff, dankte all jenen, die diese Ausstellung ermöglicht und unterstützt haben: Den Mitwirkenden, die ihre Flucht- und Vertreibungsgeschichten eingebracht haben, den freundlichen Helfern, die beim Auf- und Abbau der Ausstellung mitgearbeitet haben und dem Musiker Robert Fleischer, der die Eröffnung an der Orgel und am Klavier begleitet hat. Er brachte Kompositionen von Franz Koringer, der aus der Batschka stammte, und von Kurt Schwaen, einem gebürtigen Schlesier, zum Klingen.

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Ein nach allen Seiten offener Raumkörper symbolisierte die „Neue Heimat“, in der sich die zugewanderten Familien nach dem Krieg niedergelassen haben. Die dünnen Seile, die aus der Mitte des Raumkörpers bis an die Außenwände der Wochentagskapelle führten, verwiesen auf die Himmelsrichtungen, aus denen die sogenannten „Volksdeutschen“ zugewandert waren. Sinnbildlich für alle Vertreibungen hing ein Koffer an den gebündelten Seilenden im Zentrum des Raumkörpers. Die Adresse darauf verweist auf eine junge Mutter, die mit ihren zwei kleinen Kindern ihre damalige Heimat im Sudetenland verlassen musste.

DSC_7502Die persönlichen Flucht- und Vertreibungsgeschichten waren auf schwarzen Tafeln entlang der Außenwände der Wochentagskapelle präsentiert. Eine Tafel blieb leer. Sie war all jenen gewidmet, die nicht ankommen konnten.

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Die Leihgaben der Mitwirkenden wurden in Vitrinen und an den Außenseiten des Raumkörpers gezeigt.

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Fotos: © Peter Sackel, © Elke Sackel

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